Irmtraud Morgner

Irmtraud Morgner, geboren am 22.8.1933 in Chemnitz als Tochter eines Lokomotivführers. Sie studierte von 1952 bis 1956 in Leipzig Germanistik und Literaturwissenschaft, war daraufhin zwei Jahre Redaktionsassistentin an der Zeitschrift „Neue Deutsche Literatur“; lebte seit 1958 als freie Schriftstellerin in Ost-Berlin, wo sie am 6.5.1990 starb.

*  22. August 1933

†  6. Mai 1990

von Heinz Puknus (E/B) , Manfred Behn (B) und Hans-Michael Bock (B)

Essay

Seit 1969, als ihr Roman „Hochzeit in Konstantinopel“ auch in einer westdeutschen Ausgabe erschien, zählt Irmtraud Morgner zu den in der Bundesrepublik meistbeachteten Autorinnen der DDR. Ihre ‚Entdeckung‘ zu diesem Zeitpunkt kam nicht von ungefähr: Ähnlich wie Christa Wolf oder Sarah Kirsch, Günter de Bruyn oder Fritz Rudolf Fries galt sie zu Recht als Repräsentantin einer neueren Variante von DDR-Literatur, die – thematisch wie formal – bedeutsamen Terraingewinn anzeigte. Allzu enge und vordergründige Bestimmungen von ‚Realismus‘ waren aufgegeben oder doch zugunsten eines produktiven Konzepts erweitert, das auf stärkere Freisetzung der Kräfte der Imagination abzielte, Momente des ‚Poetisch‘-Fabulösen, ja Phantastischen nicht ausgenommen. Daneben brach sich Bahn, was auch im Westen als ‚neue Subjektivität‘ inzwischen viel von sich reden gemacht hat: das wiedererwachte Interesse am ‚Persönlichen‘, am unverwechselbar Individuellen, die insistierende Frage nach den Glücksvorstellungen, Sehnsüchten ...